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Zeitzeuge Hans Rosenfeld
„Es war furchtbar, aber eine Tatsache!“
Ein Zeitzeuge berichtet über sein Leben vor und nach dem zweiten Weltkrieg
Das und vieles mehr gab uns Hans Rosenfeld, welcher am Freitag, den 28. März 2014, 9. Klassen und danach Geschichtskursen der Q11 zur Verfügung stand, während seines Vortrags mit. Er berichtete von seinen schrecklichen Erfahrungen, die er als Jude in Nazideutschland erleben musste, seinem Leben, das, wie er sagt, trotzdem nicht besser hätte verlaufen können, und dem Schlüsselerlebnis, als er seinen aufgebauten Hass auf die Deutschen verlor.
Pünktlich nach der ersten Pause sammeln sich die Schüler im großen Musikraum. Auf der Erhöhung sitzt der Mann, der uns die nächsten anderthalb Stunden aufklären sollte. Nachdem Herr Freimann eine kleine Ansprache hielt und Frau Berger, die das Treffen mit dem Zeitzeugen organisiert hatte, uns darauf hinwies, dass wir diese Gelegenheit nutzen sollten einem Zeitzeugen alle Fragen, die uns auf dem Herzen liegen, zu stellen, wird schnell klar, dass Hans Rosenfeld ein sehr offener Mensch ist. Er gibt zu verstehen, dass wir ihn alles fragen dürfen und er versuchen werde, alles zu beantworten. Mit ihren Worten hatte Frau Berger Recht, denn Zeitzeugen sind etwas Besonderes. Es sind Menschen, die eine bestimme Zeit miterleben mussten und die aus erster Hand von dieser Zeit berichten können. In dem Fall ist es die Zeit des Nationalsozialismus. Was diese Leute in ihren Köpfen haben, steht in keinem Lexikon oder Geschichtsbuch geschrieben. Das wird auch klar, als Hans Rosenfeld seinen Vortrag beginnt.
Mit seinem Einstiegsgedanken liegt er völlig richtig, indem er sagt, dass wir das, was passiert ist, nicht zu verantworten haben und uns keiner Schuld bewusst sein sollten. Aber auf uns käme es an, die Freiheit zu erhalten und zu verhindern, dass so etwas Schlimmes jemals wieder passiert.
Geboren wurde Hans Rosenfeld 1926 in Markt Schopfloch bei Ansbach in Mittelfranken. Als Rosenfeld schulpflichtig war, besuchte er eine Schule in einer größeren Stadt. Hier erlebte er schon die erste negative Erfahrung. Er musste von Beginn der Stunde an im Türrahmen stehen bleiben und durfte sich erst nach ungefähr zwei Stunden an einen Einzeltisch setzen, nachdem die Lehrerin meinte, „Der Judenbu’ darf sich jetzt setzen“. Kein anderer Schulkamerad wollte oder vielmehr durfte mehr etwas mit ihm zu tun haben. Stattdessen wurde er oft in den Pausen verprügelt. Dagegen wehren konnte er sich allerdings nicht, da er als Jude dann einem Nicht-Juden Gewalt angetan hätte und das ernste Folgen für seine Eltern gehabt hätte.
In einem Gespräch mit Hans Eltern kündigte ein anderer Lehrer diesen aus Angst vor Repressalien die Freundschaft. Die Stellung der Juden spitzte sich immer mehr zu: Plakate mit den Aufschriften „Wer bei Juden kauft, ist ein Volksverräter“ schreckten immer mehr Nicht-Juden ab, sich mit Juden abzugeben, denn diese seien unter anderem angeblich Schuld an dem verlorenen 1. Weltkrieg.
Nachdem Hans Rosenfelds Vater seine Wollfabrik auflösen und somit 30 Mitarbeiter entlassen musste, beschloss die Familie in eine größere, anonymere Stadt zu ziehen. Das nächste Ziel sollte Neumarkt in der Oberpfalz sein. Doch auch hier wurden sie schnell diskriminiert, wie ein Besuch beim Friseur zeigte, der Hans Haare nicht schneiden wollte. Nachdem Hans Rosenfelds Vater die Diagnose Netzhautentzündung bekommen hatte, gab es für die jüdische Familie nach Aussage eines arischen Arztes zwei Möglichkeiten: Entweder ließe sich der Vater sterilisieren oder die Rosenfelds müssten auswandern. Aufgrund eines Verwandten in Argentinien entschloss sich die Familie kurzerhand Deutschland zu verlassen und in die südamerikanische Republik auszuwandern. Ihre Reise begann am 17. Januar 1937 in Hamburg und sollte in Buenos Aires ihr Ende nehmen. In der Hauptstadt Argentiniens gab es acht Schulen, sechs davon Nazifreundliche Schulen. Aufgrund des Plans der Eltern, der sich jedoch letzten Endes nicht erfüllte, nach zwei bis spätestens drei Jahren wieder nach Deutschland zurück zu kehren, beschlossen diese Hans auf eine deutsche nazifeindliche Schule zu schicken. Der junge Rosenfeld lernte hier erstmals das Gefühl von Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft kennen. Seine Schulkameraden halfen ihm mitzukommen und mit Spanisch seine dritte aus mittlerweile insgesamt sechs Sprachen zu lernen.
Nach seiner angenehmen Schulzeit in Argentinien und einem Jurastudium zog er mit seiner dritten Frau aus Angst vor dem Machthaber Peron nach Nordamerika. Seine anderen beiden Exfrauen lässt er hierbei geschickt aus. Als industrieller Ingenieur wurde er in New York Produktionsleiter einer renommierten Firma und für ihn begann ein erfolgreiches Leben. Seine damalige Frau ist unternehmungsfreudig und da Herr Rosenfeld Frauen keine Wünsche abschlagen kann und weiß, dass er einer Frau besser nicht widersprechen sollte, machten er und seine Gattin eine Hollandreise. Weiter sollte es von dort aus nach Straßburg gehen. In dieser Zeit entdeckte Hans Rosenfeld seine Begeisterung für Reisen, Länder sowie Sprachen und gründete nach dieser Reise 1972 eine heute immer noch erfolgreiche Reise-Agentur.
Auf der Schifffahrt 1968 von Holland nach Straßburg erlebte er sein persönliches Schlüsselerlebnis. So lud der deutsche Kapitän ihn und seine Frau als Ehrengäste zu einer Kitchen-Party in die Schiffsküche ein. Dort gab Rosenfeld bekannt, dass sie auch Deutsch sprechen könnten und sich nicht weiter mühsam auf Englisch verständigen müssten. Nachdem der Kapitän verdutzt fragte, woher sie denn so gut deutsch sprechen könnten, meinte Hans Rosenfeld, dass er Jude sei, der aus Deutschland geflohen war. Darauf entschuldigt sich der Kapitän, der zur Zeit des 3. Reichs doch erst ein Kind war, mehrmals wortreich für die damals begangenen Verbrechen an den jüdischen Mitbürgern. Seit dieser „Erleuchtung“ verlor Hans Rosenfeld seinen bisherigen Hass auf alles Deutsche. Umso wichtiger ist es ihm, Jugendlichen von seinem Leben zu berichten.
Hans Rosenfeld hat mittlerweile seine fünfte Ehefrau, eine Ungarin, von welcher er jedoch aus rechtlichen Gründen geschieden ist, mit der er aber immer noch befreundet ist. Er pendelt zwischen New York, Argentinien und Deutschland, in welchen Ländern er eine Staatsbürgschaft hat, hin und her. Auf die deutsche ist er mittlerweile besonders stolz, wie er verkündet. Er beherrscht sechs Sprachen flüssig und in noch vier weiteren die Höflichkeiten. Auf die Frage, woher er diese vielen Sprachen könne, meint er verschmitzt, es seien seine Freundinnen gewesen, die ihm die Sprachen gelernt haben.