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Zeitzeugin Eva Franz
Zeitzeugenvortrag von Eva Franz am 5. Februar 2016
Auf die Frage, ob sie Hass empfände, antwortete sie nein. Hass hätte sie keinen, alle, die sie hassen könnte, wären schon tot. Nur vergessen könnte sie nicht, sagte die Zeitzeugin Eva Franz bei ihrem vom Förderverein des CJT unterstützten Vortrag in den 9. Klassen. Anfang Februar besuchte die Sintezza Eva Franz unsere Schule, um uns über ihre Vergangenheit zu erzählen. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg geboren und in mehrere Konzentrationslager gebracht.
Begleitet wurde sie von Birgit Mair vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V., die Treffen mit Zeitzeugen organisiert.
Zuerst erklärte uns Birgit Mair die Begrifflichkeit „Sinti und Roma“. Dabei sagte sie uns, dass es sich um eine Gruppe handelte, welche aus dem indischen Raum vor ca. 600 Jahren nach Europa gekommen war und damals wie auch heute nur einen geringen Teil der Bevölkerung ausmacht. Und eine weibliche Angehörige dieser Volksgruppe hieße eben „Sintezza“.
Nach dieser kurzen Einführung hatte schließlich Eva Franz das Wort.
Sie wurde 1940 als Tochter eines Soldaten und einer Artistin während des Zweiten Weltkriegs in Fulda geboren. Da ihr Großvater väterlicherseits Pferdehändler war, war ihr Mädchenname Christ in Straubing und Fulda durch Pferderennen bekannt. Aber auch heute noch kennen einige ältere Leute den Namen, erzählte sie. Eva Franz war gerade einmal zwei Jahre alt, als sie mit ihren Eltern und ihrer zehnjährigen Schwester nach Auschwitz ins KZ gebracht wurde. Dort erhielten sie ihre Häftlingsnummern, welche durch eine stark erhitzte Füllfeder eingraviert wurden. Eva Franz erinnerte sich noch an die Schmerzen, die sie beim Eingravieren ihrer Nummer „41.67 z.D“ hatte. Und auch heute noch ist diese Nummer auf ihrem Unterarm sichtbar.
In Auschwitz, wie auch in den anderen Konzentrationslagern, in die sie später mit ihrer Mutter gebracht wurde, bekamen sie nur sehr wenig zu essen, wodurch ihre Schwester schließlich krank wurde und starb. „Meine Mutter war total gebrochen”, sagte sie „ aber für mich machte sie weiter“. Ihre Mutter nahm sie immer mit zur Arbeit und setzte sie auf einen Stuhl, von welchem sie sich nicht wegbewegen durfte. Sie konnte von dem Stuhl aus dem Fenster schauen. Sie sah Feuer und Rauch, Tag und Nacht. Als sie ihre Mutter darauf ansprach, antwortete diese, dass da Brot gebacken würde. Heute wisse sie, dass ihre Mutter sie angelogen hatte, um sie nicht angesichts der Verbrennungsöfen der Nazis zu ängstigen, aber damals glaubte sie ihrer Mutter. Um Eva Franz vor einem derartigen Tod zu bewahren, suchte ihr Vater Kontakte in der Küche, um nachts ein bisschen mehr Essen für sie zu besorgen. Jedoch bemerkten auch die anderen Mithäftlinge, dass er Essen besorgte. Daraufhin baten ihn diese, mehr zu besorgen, um auch die anderen Kinder vor dem Hungertod zu bewahren. Er machte sich Nacht für Nacht auf den schwierigen Hinweg und den noch schwierigeren Rückweg innerhalb des KZs. Doch dann wurde ein Wächter auf ihn aufmerksam. Er wurde mit 36 Peitschenhieben bestraft und anschließend „versetzt“. Er hat Eva Franz später erzählt, dass er diese Schmerzen nur aus Liebe zur ihr ertragen hätte. Sie selbst hätte erst später richtig verstanden, was er meinte, als sie die Schwielen auf seinem Rücken sah. Für Eva Franz‘ Mutter war dieser Augenblick der letzte, an dem sie ihren Mann sah, denn sie und Eva Franz wurden kurz darauf nach Ravensbrück gebracht. Dort lernten sie eine Frau kennen, die später eine wichtige Rolle in Eva Franz’ Leben spielen sollte. Gemeinsam mit dieser Frau wurden sie auf sehr unangenehme Weise mit Wagons ins KZ nach Bergen-Belsen befördert. Dort musste ihre Mutter sehr hart arbeiten. Dennoch nahm sie auch hier ihre Tochter mit zum Arbeiten. Die Bedingungen in Bergen-Belsen waren schlecht, sie bekamen zu wenig zu essen und hatten aufgrund eines Wasserschadens kein Wasser mehr. „Dann fiel sie einfach um. Mama, mach die Augen auf!, schrie ich. Aber sie machte ihre Augen nicht auf. Und dann kamen Männer und brachten sie weg“. So schilderte Eva Franz uns den Tod ihrer Mutter, den sie mit ansehen musste. Bei diesem Ereignis war sie um die fünf Jahre alt. Die Bekannte aus Ravensbrück versuchte sie zu beruhigen: „Die Mama kommt gleich wieder.“ Aber sie kam nicht. Die Frau kümmerte sich um Eva Franz und beschützte sie bis zur Befreiung des KZ.
„Eines schönen Tages kamen dann die Engländer und befreiten uns,“ fuhr Eva Franz fort.
Die Waisenkinder wurden alle in einen großen Saal gebracht. Von dort aus sollten sie alle nach Amerika geflogen und zur Adoption freigegeben werden. Die Frau, die Eva Franz beschützt hatte, machte sich jedoch auf Wunsch der Mutter, den diese vor ihrem Tod geäußert hatte, auf den Weg nach Fulda, um Eva Franz‘ Verwandte über ihr Schicksal zu informieren. Daraufhin machte sich ihr Vater sofort auf den Weg, um seine Tochter zu holen. Dort fand er sie nach einer langen Suche endlich wieder. Die Ordensschwester, die Eva Franz und die anderen Kinder betreute hatte, hatte Mitleid und gab ihm seine Tochter mit, obwohl er keine Papiere hatte.
Eva Franz erinnert sich heute noch lebhaft an den Moment, in dem ihr Vater „Ich bin dein Papa“ zu ihr sagte, als er sie fand.
Ihr Vater heiratete wieder und Eva Franz schloss ihre „zweite Mutter“ sehr ins Herz, die, wie sie mehrfach betonte, eine tolle und liebenswürdige Frau war.
Mit zehn Jahren besuchte sie die 1. Klasse und heiratete mit 17 ihren Ehemann.
Über ihr heutiges Leben möchte sie nicht sprechen, weil sie immer noch Angst hat. Vor allem sorgt sie sich um ihre Kinder und Enkelkinder, welche lange nicht und auch teilweise immer noch nicht über ihre Vergangenheit Bescheid wissen. Nur ihren Halbgeschwistern erzählte sie davon. Ihre eingravierte Nummer hält sie nach wie vor vor anderen versteckt, wie sie es schon seit der Schulzeit gewohnt ist. Bei ihrem Vortrag kamen ihr immer wieder die Tränen, woran man merkte, wie sehr sie nach wie vor unter ihrem Schicksal und dem ihrer Familie leidet. Aber auch wir alle wurden durch diesen Vortrag berührt.
Zum Schluss erzählte sie uns von einer Einladung nach Auschwitz, um das dortige Denkmal zu besuchen. Jedoch meinte sie, dass sie es nicht schaffe, an diesen Ort zurückkehren. Trotz ihres jungen Alters, in dem sie nach Auschwitz und dann in andere KZs gebracht worden war, trägt sie weiterhin schwer an den Erinnerungen.